April 2021
N51.00.000 E015.00.000
Mein nächstes Etappenziel N51.00.000 E015.00.000 liegt am Ortsrand von Andělka in Tschechien, wenige Meter neben der Strasse auf dem Gelände eines verlassenen landwirtschaftlichen Hofes. 500 Meter westlich des Dorfes befindet sich die Grenze zu Polen aber es besteht keine Straßenverbindung zum polnischen Nachbardorf Lutogniewice. In den 1990er Jahren wurde zwischen Andělka und Lutogniewice ein Grenzübergang für Fußgänger und Radfahrer eröffnet, über den ich auf meiner virtuellen Fahrradtour auf einem Feldweg in das Dorf gelange. Obwohl die Straße nach Andělka von Osten her über Street View Bilder "befahrbar" ist, kommt es mir vor, als wäre der westliche Ortsrand, wo die Bilder enden, auch das Ende der Welt. Auffällig ist, dass etliche Häuser leer stehen und verfallen, während andere direkt daneben ausgebaut werden und gepflegt wirken. Andělka (bis 1946 Engelsdorf) hatte 1939 783 Einwohner, 2001 nur noch 185.
Der Konfluenzpunkt ist seit ca. 2010 mit einem Steinmonument markiert, das die Ziffern 1 und 5 symbolisiert.
Černousy
Der Weg zu meinem nächsten Etappenziel läßt sich nur für Auto oder Fußgänger routen. Ich entscheide mich für Fußgänger und stelle fest, dass für einen Großteil der angezeigten Route, obwohl sie über schmale, ländliche Strassen führt, Street View Bilder vorhanden sind. Das hat mich überrascht, da ich in Deutschland in den ländlichen Gegenden, und selbst bei mittelgrossen Städten, auf meiner virtuellen Fahrradroute nur wenige Street View Bilder gefunden hatte. So kann ich meine Route tatsächlich mal erfahren und mir die Gegend anschauen.
Zwischen Ves (bis 1946 Wiese) und Černousy (bis 1946 Tschernhausen) fällt mir ein Haus in einer für diese Gegend typischen Bauweise auf, ein Umgebindehaus. Bei dieser Bauweise ruht das Obergeschoss mit dem Dach auf einem Stützgerüst aus Holzständern in Rundbogenform. Das Erdgeschoss steckt eigenständig darin bzw. darunter. Im Erdgeschoß befindet sich in einem Hausteil die Bohlen- oder Blockstube (Wohnbereich), im anderen Hausteil, getrennt durch einen Flur, Wirtschaftsräume und Stall in Massivbauweise, meist aus Feldsteinmauerwerk.
Zawidów
Bei Habartice / Zawidów (bis 1945 Ebersdorf und Seidenberg) überquere ich die Grenze von Tschechien nach Polen auf meiner virtuellen Fahrradreise. Die beiden Orte grenzen direkt aneinander aber es gibt nur 2 Straßen, die über die Grenze führen. Nach 1945 bestand gar keine Verbindung zwischen den beiden Orten, erst 1973 wurde die Grenze für den PKW-Verkehr wieder geöffnet. Nach dem Beitritt Polens und Tschechiens zum Schengener Abkommen im Dezember 2007 wurden die Kontrollstellen und Grenzsicherungsanlagen abgebaut.
Auf der kleinen Seitenstraße auf meiner Route fällt mir ein in Schönheit gealtertes Gebäude zwischen etlichen sehr vernachlässigten Häusern auf. Ich hatte zuerst angenommen, dass dies vielleicht zu einer Fabrik gehörte, die am Ende der Strasse liegt, die an dem Gebäude rechts abbiegt, der Baustil der Gebäude ist recht ähnlich. Aber nach einigen Recherchen habe ich herausgefunden, dass dies einmal das Zollamt war. Einige historische Abbildungen von 1902 bis 1938 zeigen in dieser Strasse auch einen Grenzübergang, vermutlich war dies einmal die Hauptverbindung zwischen Ebersdorf und Seidenberg.
Leśna
Bei Leśna (bis 1945 Marklissa) fällt mir ein imposanter Lost Place auf, das Schloss Beerberg. Das Schloss wurde um 1800 errichtet und war bis 1945 bewohnt. Danach wurde hier eine LPG eingerichtet, die die Wirtschaftsgebäude benutzte, das Hauptgebäude verfiel dagegen. Um 2000 wurde eine Restaurierung begonnen, mit dem Ziel hier ein Erholungsheim einzurichten. Das Gebäude wurde 2006 durch ein Feuer stark beschädigt, wodurch das Dach abgenommen werden musste. Es sind nur die Außenmauern mit den Resten von Verzierungen erhalten, und durch zugemauerte Fenster und eine Art provisorisches Flachdach wurde das Gebäude gegen Verfall gesichert. Die ebenfalls heute nicht mehr genutzten Wirtschaftsgebäude sind in einem etwas besseren Zustand. Die Gebäude und der umgebende Park stehen unter Denkmalschutz. Direkt an der Strasse steht noch ein Gebäude, das früher einmal ein Gast- und Logiehaus war.